Wechselkredit

 
✓ Beim Wechselkredit muss der Käufer die Summe nicht sofort bezahlen, sondern er hinterlegt ein Zahlungsversprechen zum Fälligkeitstermin als Sicherheit für die Bank.
✓ Dieser Wechsel gewährleistet sofortige Liquidität für beide Seiten, ohne dass der Kredit unmittelbar zurückgezahlt werden muss.
✓ Dennoch bringt der Wechselkredit einige Nachteile wie zusätzliche Kosten und einen hohen bürokratischen Aufwand mit sich.

Definition


Ein Wechselkredit wird auch einfach als Wechsel bezeichnet und kann in verschiedenen Varianten wie den Akzeptkredit oder Diskontkredit unterschieden werden. Einfach ausgedrückt, handelt es sich um einen Kredit, der durch einen Wechsel gesichert ist. Das bedeutet, dass für einen Kredit ein schriftliches Zahlungsversprechen eines Unternehmens oder einer Person als Sicherheit hinterlegt wird.

Der Wechselkredit einfach erklärt

Da der Wechselkredit eher im unternehmerischen Bereich üblich ist und in den vergangenen Jahren stetig an Beliebtheit verloren hat, ist er nur wenigen Menschen ein Begriff. Hinzu kommen seine komplexe Funktionsweise und vielfältigen Varianten. Ein simples Beispiel ist der Lieferantenkredit:

Angenommen, ein Kunde kauft Waren, die er aber erst in drei Monaten bezahlen kann. Damit der Verkäufer dennoch sofort bezahlt werden kann, stellt er einen Wechsel aus. Dafür zahlt die Bank dem Händler einen Kredit in Höhe der betreffenden Summe aus. Nach den drei Monaten bezahlt der Kunde seine Schulden bei der Bank. Das bedeutet zwar zusätzliche (Kredit-)Kosten, dafür aber mehr finanzielle Flexibilität und Liquidität.

Lange Zeit war der Wechselkredit vor allem im gewerblichen Rahmen eine gängige Bezahl- und Finanzierungslösung. Mittlerweile wird er aber, aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands, nur noch selten genutzt. Der Wechsel selbst kann demnach definiert werden als Wertpapier mit einer unbedingten Zahlungsanweisung. Die Option, ein Skonto einzuräumen, entfällt hierbei.

Sonderformen des Wechselkredits sind beispielsweise der Tagwechsel, der vorab erwähnte Akzeptkredit, der Sichtwechsel, der Rembourskredit im internationalen Handel, der Datowechsel oder der Lieferantenkredit, wobei hier meist ein gezogener Wechsel genutzt wird. Auch der Diskontkredit kann hinzugezählt werden. Allerdings gilt er im rechtlichen Sinne nicht als Kreditvergabe, sondern als Forderungsverkauf. Diese Beispiele machen deutlich, wie komplex sich die Thematik in der Praxis gestalten kann.

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Gut zu wissen
Der Wechselkredit ist nicht gleichzusetzen mit dem Wechseldiskontkredit. Letzterer ist ein kurzfristiger Kredit, den Banken anbieten, indem nicht fällige Wechsel angekauft werden können. Das bedeutet, dass beispielsweise Lieferanten einen Wechsel an Banken verkaufen, um nicht auf Zahlungen ihrer Käufer warten zu müssen.

Welche Voraussetzungen gelten für einen Wechselkredit?

Der Wechselkredit ist rechtlich im sogenannten Wechselgesetz (kurz WG) geregelt. Dieses steckt den rechtlichen Rahmen für Wechselkredite ab und definiert ihre Voraussetzungen. Demnach ist ein Wechselkredit nur möglich, wenn

  • die Urkunde den formalen Vorschriften aus § 1 WG entspricht.
  • Ausstellungsort und das Ausstellungsdatum klar ersichtlich sind.
  • der Begriff „Wechsel“ in dem Dokument enthalten ist.
  • die Namen des Wechselgebers und des Wechselnehmers genannt werden.
  • beide Personen eigenhändig unterschrieben haben (oder berechtigte Vertreter der jeweiligen Unternehmen).
  • die Summe und ihre unbedingte Zahlungsanweisung vermerkt sind.
  • der Zahlungsort klar definiert wurde.
  • das Datum der Fälligkeit und damit der Ablauf des Wechselkredits in dem Dokument ersichtlich sind.

Diese Voraussetzungen erhöhen zugleich die Chance, dass der Wechselkredit durch die involvierte Bank anerkannt wird. Denn aufgrund des Risikos, dass die Summe am Tag der Fälligkeit nicht beglichen wird, prüfen Banken Wechselkredite streng – und weil sich eine Durchsetzung vor Gericht in der Vergangenheit häufig als schwierig sowie kostspielig erwiesen hat.

Die wichtigsten Vor- und Nachteile beim Wechselkredit

Während der Wechselkredit bei der privaten Kreditvergabe kaum eine Rolle spielt, wird er im geschäftlichen Kontext nach wie vor genutzt – wenn auch seltener als noch vor wenigen Jahren. Das liegt an seinen zahlreichen Vorteilen, allerdings bringt er auch Nachteile mit sich, die Sie kennen und berücksichtigen sollten:

Vorteile beim Wechselkredit

Ein Wechselkredit ermöglicht Ihnen, einen Kauf zu tätigen, obwohl Sie diesen nicht sofort bezahlen können – weil Sie beispielsweise zuerst das Endprodukt fertigen und verkaufen müssen. Er bringt demnach sofortige Liquidität, gleichzeitig aber die notwendige Sicherheit, die eine Bank zur Kreditvergabe benötigt. Obwohl der Antragsprozess einen gewissen Aufwand bedeutet, geht er schneller als bei regulären Krediten und kann daher bei einem kurzfristigen Kapitalbedarf eine gute Option sein.

 

Nachteile von Wechselkrediten

Eine Garantie, dass ein Wechselkredit bewilligt wird, gibt es allerdings nicht. Es besteht somit das Risiko, dass der Käufer keine ausreichende Bonität mitbringt. Zudem fallen Zinsen und Gebühren durch die Bank an. Ein weiterer Nachteil ist die sogenannte Rückgriffshaftung, sprich wenn der Käufer den Wechsel bei Fälligkeit nicht bezahlt, haftet der Aussteller für den Wechselkredit. Der häufigste Grund, weshalb der Wechselkredit zunehmend an Beliebtheit verliert, ist aber der bürokratische Aufwand, da es mittlerweile schlichtweg effektivere Lösungen gibt. Bei einem höheren Kapitalbedarf bringen zudem herkömmliche Ratenkredite mehr Planungssicherheit und ein geringeres Risiko von Liquiditätsengpässen zum Fälligkeitstermin mit sich.

Beliebte Alternativen zum Wechselkredit

Wie Sie nun bereits wissen, ist der Wechselkredit heutzutage eher die Ausnahme als die Regel. Denn mittlerweile gibt es Alternativen, die mit einem geringeren bürokratischen Aufwand und weiteren Vorteilen einhergehen. Hier einige Beispiele:

  1. Der Kontokorrentkredit bietet als sofort nutzbare Kreditlinie auf dem Geschäftskonto maximale Flexibilität, um kleinere Kredite ohne bürokratischen Aufwand aufzunehmen und sogar ohne feste Laufzeit zurückzuzahlen.
  2. Das Factoring bezeichnet den Verkauf offener Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft, was sofortige Liquidität und einen effektiven Schutz vor Zahlungsausfällen bietet.
  3. Der Lieferantenkredit beinhaltet ein Zahlungsziel von 30, 60 oder mehr Tagen für den Kunden. So entfallen die Verhandlungen mit der Bank und der Kreditrahmen kann meist zinsfrei genutzt werden.
  4. Das Leasing ist eine beliebte Alternative zum Kauf von Fahrzeugen oder Maschinen. Es sind keine Anfangsinvestitionen notwendig und durch die monatliche Rate entsteht für den Leasinggeber sofortige Liquidität.
  5. Der Avalkredit wird auch als Bankbürgschaft bezeichnet. Eine Bank bürgt für ein Unternehmen und bietet ihm dadurch bessere Zahlungsbedingungen bei Lieferanten. Das stärkt die Bonität des Unternehmens und reduziert Liquiditätsengpässe.

Damit ist die Liste an möglichen Alternativen zum Wechselkredit noch nicht zu Ende. Die Frage, wie die Liquidität jederzeit gewährleistet, aber dennoch der bürokratische Aufwand minimiert werden kann, sollte daher für jedes Unternehmen im Vordergrund stehen.

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